Machtlos gegen Google & Co.?

Für viele Unternehmen sind Themen wie „Digitale Transformation“, „Industrie 4.0“ und „Internet of Things“ noch immer viel zu wenig greifbar. Sie stehen vor einem Berg an Optionen und müssen sich erst darüber klarwerden, welche davon zu ihren Produkten/Dienstleistungen und zu ihrer Unter­nehmenskultur passen.

Deutschland hinkt der Digitalisierung hinterher, warnte zuletzt im Februar 2016 „Die Welt“ mit Bezug auf das aktuelle Gutachten der Expertenkommission Forschung und Innovation (EFI). Gerügt wurde vor allem der deutsche Mittelstand, der der Erhebung zufolge den Zukunftsmarkt Digitalisierung schlicht weg verschlafe. Mittelständler zeigten sich im internationalen Vergleich innovationsschlaff und investitionsträge.

Es ist wirklich ernüchternd zu lesen, was eine aktuelle Umfrage von Festo und dem Gallup-Institut ergab: Demnach wüssten über die Hälfte der 200 befragten Industriebetriebe immer noch nichts mit dem Begriff Industrie 4.0 anzufangen. Ich sage: Na und? Brechen wir das Buzzword „Industrie 4.0“ auf das runter, was es ist, nämlich eine Empfehlung der deutschen Bundesregierung zur Standortsicherung.

Industrie 4.0 ist pompös und doch so simpel zu verstehen. Es aber um mehr als nur darum, die eigene Effizienz in der Produktion zu steigern. So wäre Industrie 4.0 tatsächlich nicht mehr als die Weiterführung von CIM und Lean Production mit den heute verfügbaren technischen Möglichkeiten, egal ob dies durch kluge Automatisierung, effiziente Arbeitsprozessgestaltung oder clevere Managementlösungen gelingt.

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Mit dem Reden über Industrie 4.0 (I4.0) ist die industrielle Produktion aber nach langer Phase weitgehender Nichtbeachtung wieder ins Licht der Aufmerksamkeit gerückt. Was noch vor Kurzem als old economy galt, wird als Nukleus IT-basierten Fortschritts in disruptiver Qualität gefeiert. Auf politischer Ebene gilt Industrie 4.0 als zentrales strategisches Ziel von Wirtschafts- und Industriepolitik!

Industrie 4.0 soll, so zumindest auf dem Papier, deutlich mehr sein als nur die Fortschreibung der sowieso schon gelebten Automatisierung der Produktion. Wie sieht die Wirklichkeit aus? Blicken wir dazu mal auf eine vergleichbare Aktivität in den USA.

In den USA gibt es das „Industrial Internet Consortium“ (IIC), den Zusammenschluss großer Unternehmen, die gemeinsam an der Umsetzung von dem arbeiten, was wir hierzulande als Industrie 4.0 bezeichnen. Das IIC wurde u.a. von AT&T, Cisco, General Electric, IBM, und Intel gegründet – und diese Unternehmen schreiten in der Entwicklung massiv voran.

In einer Fabrik in Bad Homburg wurden zum ersten Mal die Vorgaben vom amerikanischen Industrial Internet Consortium und der deutschen Plattform Industrie 4.0 kombiniert. Bosch arbeitet bei beiden Initiativen mit und will damit „endlich die nötigen Standards schaffen“. Ob das gelingt und ob dies der richtige Weg sein wird, ist aus meiner Sicht mehr als fraglich.

Die deutschen Unternehmen basteln lieber an komplexen Schnittstellen, entwickeln elektronische Komponenten und optimieren vor allem die Effizienz der vorhandenen Produktion – während die Amerikaner in weltweiten Plattformen, Einsatzszenarien und Geschäftsmodellen denken!

Standards gelten in Deutschland als Grundvoraussetzung für die Industrie 4.0. Darunter versteht man aber in Deutschland nur die Digitalisierung der industriellen Fertigung: Indem Produktionsteile mit Sensoren und Chips ausgestattet werden, können sie Informationen an Maschinen oder Zulieferer schicken. Auf diese Weise soll die Produktivität gesteigert werden.

Meine Empfehlung, insbesondere an den Mittelstand in Deutschland: Wagen Sie den Perspektivwechsel in den Themen der Digitalisierung. Denken Sie in Produkten und Dienstleistungen, und erst danach in (IT-) Prozessen und Technik!

Wie das gehen soll? In einem nur eintägigen Workshop zeige ich es Ihnen gerne. Nur so werden wir uns der „Kalifornischen Herausforderung“ erfolgreich stellen und digitale Produkte auf den Markt bringen, die die Welt in Staunen versetzen.

Beitrag zuerst erschienen in „Wirtschafts.Impulse2 – 08/2016“

Peter Bergmann
 

​Peter Bergmann ist Informatiker, Stratege und Fachmann. Ausgestattet mit der Vision, Business Support Services ohne starre IT-Organisationen für Unternehmen greifbar zu machen, stärkt er vor allem die taktische Handlungsebene in der IT. Er setzt sich aktiv für den Rollenwechsel vom CIO zum CSO (Chief Service Officer) ein. Peter Bergmann ist Geschäftsführer der elleta München GmbH Seine Kunden erleben ihn als Impulsgeber für den Auf- bzw. Umbau verlässlicher und rentabler unternehmensinterner IT-Organisationen sowie für extern operierende Cloud-Provider. Im Mittelpunkt der Themen steht die Orientierung an systemischen Arbeitsformen und Prozessen. Hierbei kommt es auf einen Paradigmenwechsel im Verständnis insgesamt und auf begeisterte Manager und Mitarbeiter an.

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